Schuldbekenntnis

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Der Missbrauch in den Kinderheimen der Evangelischen Brüdergemeinde und ihrer Diakonie in Korntal und Wilhelmsdorf, sein Öffentlich Werden und die Aufarbeitung bis heute

In den Kinderheimen der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal und ihrer Diakonie hat in den 1950er bis 1980er Jahren Missbrauch und Gewalt stattgefunden, was 2014 öffentlich gemacht wurde. In den folgenden Jahren wurde ein Aufarbeitungsprozess in zwei Phasen durchgeführt, der von unabhängigen Moderatoren und Aufklärern geleitet wurde und an dem sich Betroffene in hohem Maß beteiligt haben.

2017 hat eine Auftraggebergruppe, die mehrheitlich aus Vertretern von Betroffenen bestand, die Juristin Dr. Brigitte Baums-Stammberger und den Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Benno Hafeneger mit der umfassenden Aufklärung der Missbrauchsfälle beauftragt. Das gesamte Ausmaß der schrecklichen Taten von Gewalt und Missbrauch wurde 2018 auf Grundlage von über 100 Interviews Betroffener mit Dr. Baums-Stammberger sowie durch die Analyse von Archivmaterial und Interviews mit ehemaligen Mitarbeitenden durch Prof. Dr. Hafeneger in einem Aufklärungsbericht umfassend dokumentiert und veröffentlicht.

Der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal und ihrer Diakonie war von Anfang an wichtig, dass auch nach der Veröffentlichung des Aufklärungsberichts die Aufarbeitung weiterlebt.

Ein wesentlicher Baustein dafür ist das Projekt „Erinnerungskultur“. Am 25. Juni 2022 werden die drei Skulpturen

HOFFNUNG - VERTRAUEN - RESPEKT

der Öffentlichkeit übergeben.

  • Die Kunstwerke sind Mahnung und Warnung zugleich und erinnern an die schrecklichen Geschehnisse von damals, gegen das Vergessen. Auch durch dieses Zeichen anerkennen wir das Leid, das den Betroffenen widerfahren ist.
  • Die Skulpturen mit der goldenen Kugel in ihrer Mitte verweisen auf das, was unverzichtbar ist und bleibt, damit Leben gelingen kann.
  • Das Präventions- und Schutzkonzept der Evangelischen Brüdergemeinde und ihrer Diakonie soll über die Verantwortung eines jeden Einzelnen hinaus dazu beitragen, dass sich Missbrauch in unseren Einrichtungen niemals wiederholt.
 

Schuldbekenntnis der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal und ihrer Diakonie zu den Missbrauchsfällen in ihren Kinderheimen in Korntal und Wilhelmsdorf in den 1950er bis 1980er Jahren

Als Verantwortliche der Evangelischen Brüdergemeinde und ihrer Diakonie ist es uns, stellvertretend für unsere Institution als auch ganz persönlich, ein aufrichtiges Anliegen, uns nach den intensiven Jahren der Aufklärung und Aufarbeitung mit diesem Bekenntnis noch einmal zusammenfassend an die Betroffenen und an die Öffentlichkeit zu wenden.

Wir bekennen uns schuldig.

Als Evangelische Brüdergemeinde Korntal und ihre Diakonie bekennen wir uns schuldig, Kinder und Jugendliche in unseren Kinderheimen in Korntal und Wilhelmsdorf in den 1950er bis 1980er Jahren nicht ausreichend vor Missbrauch geschützt zu haben. Wir sind beschämt, dass wir das nicht früher erkannt haben.

Wir haben Fehler gemacht.

Auch im Prozess der Aufarbeitung sind wir durch unbedarftes Reden und Handeln schuldig geworden und haben anderen Schmerzen zugefügt, sowohl gegenüber Betroffenen als auch gegenüber den ehemaligen Mitarbeitern, die sich zu Unrecht dem Generalverdacht der Täterschaft ausgesetzt sahen. Bis heute sind wir Lernende im Umgang mit dieser Situation.

Wir danken den Betroffenen für ihre Mitarbeit.

Wir sind noch immer zutiefst betroffen über das Ausmaß der damaligen Geschehnisse, die durch die Aufklärer aufgedeckt wurden. Wir sind den Betroffenen dankbar für ihre Mitarbeit, ohne die diese Aufklärung nicht möglich gewesen wäre.

Wir bitten um Vergebung.

Wir haben das Leid der Betroffenen anerkannt und bitten sie aufrichtig um Vergebung für die schrecklichen Erlebnisse und Schmerzen, die ihnen in unseren Einrichtungen widerfahren sind. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass wir das zugefügte Leid nicht wiedergutmachen können. So sind auch die gezahlten finanziellen Leistungen nur eine Ausdrucksform der Anerkennung dieses Leides.

Wir erinnern gegen das Vergessen – heute und in Zukunft.

Die Skulpturen sind im Projekt „Erinnerungskultur“ entstanden und ein Zeichen dafür, dass wir das Leid der Betroffenen auch in Zukunft nicht vergessen. Die Skulptur HOFFNUNG wird heute stellvertretend für alle drei Kunstwerke vom Künstler Gerhard Roese an uns übergeben und auf dem Hoffmannhausgelände in Korntal als öffentliches Zeichen der Mahnung und Wegweisung aufgestellt.

Wir tun alles dafür, dass sich Ähnliches nie wiederholt.

Wir verstehen die Erinnerung an das Missbrauchsgeschehen als Mahnung, aber auch als Ansporn dafür, heute und in Zukunft den uns anvertrauten Menschen einen sicheren und geschützten Lebensraum zu geben. Dieses Anliegen setzen wir durch umfassende Maßnahmen von Schutz und Prävention konsequent in all unseren Einrichtungen um.

Korntal, den 25. Juni 2022

Jutta Arndt

Geschäftsführerin Diakonie der Ev. Brüdergemeinde Korntal

Veit-Michael Glatzle

Geschäftsführer Diakonie der Ev. Brüdergemeinde Korntal

Dieter Weißer

Weltlicher Vorsteher der Ev. Brüdergemeinde Korntal

Klaus Andersen

Vors. Komitee Aufarbeitung und Prävention für die Ev. Brüdergemeinde Korntal und ihre Diakonie